Journalistin Meike Richter: „Creative Commons und öffentlich-rechtlicher Rundfunk passen gut zusammen“

Wer sind eigentlich die Leute, die Inhalte unter Creative Commons veröffentlichen oder diese Inhalte nutzen? Und warum tun sie es? Eine Serie. Dieses Mal: Meike Richter (@immateriell), Kulturwissenschaftlerin, Dozentin und Journalistin.

Meike Richter (Foto: Axel Dürkop, CC-BY-SA)

Meike Richter (Foto: Axel Dürkop, CC-BY-SA)

Liebe Meike, was machst Du eigentlich so?

Ich bin Kulturwissenschaftlerin, Dozentin und Journalistin und arbeite hauptsächlich frei als Beraterin Social Media für den Norddeutschen Rundfunk (NDR). Netzkultur und -politik sind Schwerpunkte meiner Arbeit.

Und was hat das mit Creative Commons zu tun?

2004 war ich zufällig beim Start von Creative Commons in Deutschland dabei, das war auf der Konferenz „Wizards of Oz“ in Berlin. Ich fand die Idee ziemlich schlau: „Liebe Kreative, wenn ihr wünscht, dass eure Werke von anderen in irgendeiner Form genutzt werden, ihr aber nicht mal eben schnell einen Lizenzvertrag abfassen könnt – bitte, hier sind eine Reihe von Standardverträgen, die könnt ihr kostenlos nutzen.“ Später habe ich dann angefangen, für den NDR zu arbeiten. Nach meinem Verständnis passen Creative Commons und öffentlich-rechtlicher Rundfunk gut zusammen. Also habe ich Creative Commons meinem damaligen Chef Jürgen Werwinski einfach mal vorgestellt.

Wie hat Dein Chef dann reagiert?

Das hat dann alles gut funktioniert – 2007 war der NDR die erste öffentlich-rechtliche Anstalt, die eigene Inhalte unter Creative Commons veröffentlicht hat. Seitdem ich das Projekt damals mit begleitet habe, landen Creative-Commons-Fragen immer mal wieder bei mir. Außerdem hat die ARD im letzten Jahr eine Arbeitsgruppe Creative Commons gegründet, ich sitze da mit drin. Da wird ausgelotet, ob und wie Creative Commons zur ARD kompatibel ist. Die Entscheidungsprozesse laufen noch.

Ganz allgemein, wie beurteilst Du das Potential für Creative Commons im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? 

Ich glaube, dass das Potential groß ist. Die Öffentlich-Rechtlichen produzieren täglich sehr viele Inhalte. Darunter auch welche, die sich für eine Creative Commons-Lizenzierung eignen. Die Allgemeinheit bezahlt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Sender sind der Öffentlichkeit verpflichtet. Public Value heißt das Stichwort – Creative Commons unterstützt meiner Meinung nach die Umsetzung dieses Leitbildes. Creative Commons fördert ja auch die Verbreitung von Inhalten im Netz. Werden öffentlich-rechtliche Inhalte verstärkt wahrgenommen, ist das positiv.

Wo sind die größten Hürden?

Hürden gibt es viele. Außerhalb der üblichen Netzversteher-Filterbubble kennt kaum jemand Creative Commons. Und es gibt oft Missverständnisse, Urheberrecht ist eigentlich was für Spezialisten. Da hilft nur erklären und argumentieren. Immer wieder hört man: „Creative Commons? Da kann ja jeder alles mit meinen Sachen machen!“ Dabei sind die Lizenzen sehr unterschiedlich, einige sehr frei, andere restriktiv. Man muss die Lizenz nehmen, die zum Inhalt passt.

Was ist Deine liebste Quelle für Creative-Commons-lizenzierte Inhalte?

Bei Bildern Flickr. Auf ein richtig gutes Musikportal warte ich noch.

Zum Abschluss: was müsste Deiner Meinung nach passieren, damit Creative Commons Mainstream wird?

Verglichen mit 2004 ist Creative Commons ganz schön populär. Es braucht mehr Pilotprojekte, die haben Signalwirkung. Als der NDR mit Creative Commons angefangen hat, gab es große Befürchtungen, was da alles schief gehen könnte. Nichts davon ist eingetreten.

Zum Thema Creative Commons im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist im Januar 2014 auch ein D64 White Paper erschienen.

16. April 2014 von redaktioncc
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