Designer Nico Roicke: „Inzwischen ist Creative Commons ein Qualitätsfilter“

Wer sind eigentlich die Leute, die Inhalte unter Creative Commons veröffentlichen oder diese Inhalte nutzen? Und warum tun sie es? Eine Serie. Auftakt: Nico Roicke, der Designer der Materialien unserer Initiative

Nico Roicke

Nico Roicke

Nico, Du hast Dich bereit erklärt, die graphische Gestaltung der Initiative zur Förderung von Creative Commons zu übernehmen. Was ist Dein beruflicher Background?

Ich arbeite als freiberuflicher Designer mit dem Schwerpunkt Motion, also 2D-Animation und visuelle Effekte.

Und warum interessierst Du Dich für Creative Commons – so sehr, dass Du dafür kostbare Freizeit opferst?

So um 2004 hab ich angefangen Videoremixe zu bauen. In erster Linie weil mir das Drehen und die ganze Organisation am Set zu aufwändig war. Aus Faulheit also. Da war es naheliegend, auf Material zurückzugreifen, das bereits von Anderen gedreht wurde, um damit eigene Geschichten zu erzählen. Das hatte zusätzlich den Vorteil, dass die Qualität viel besser war, als alles, was ich damals hätte produzieren können.

Auf der Suche nach Found Footage bin ich dann auf den Videobereich von Archive.org und damit erstmals auch auf Public Domain und Creative Commons gestoßen. Auch wenn sich Creative Commons immer gegenteilige Vorwürfe anhören muss, ich war damals sehr dankbar, eine so einfache und verständliche Lizenzierung gefunden zu haben, die einem noch dazu die Sicherheit gibt, das Material im Sinne des Urhebers zu benutzen.

Creative Commons vereinfacht den Zugang zu Werken Dritter und fördert damit gleichzeitig die Herstellung neuer Werke. Das kann man als Kreativer nur gut finden und unterstützen.

Verwendest Du selbst in Deiner Arbeit Werke, die unter Creative Commons veröffentlicht wurden…

In meinem professionellen Alltag kommen Creative Commons-Werke eher selten vor. Bei der Arbeit mit D64, wo nicht immer die Zeit und das Geld da ist, gute Bilder zu produzieren und bei selbstinitiierten Projekten bin ich aber sehr froh, dass es sie gibt.

…und veröffentlichst Du selbst auch unter Creative Commons? Wenn ja, wo kann man sich das anschauen?

Ja, alle meiner freien Projekte stehen unter Creative Commons. Sofern der Auftraggeber einverstanden ist, werden auch die kommerziellen Aufträge mit Creative Commons lizenziert. CC-Fotos hab ich auf Flickr und im VSCO Grid, Videos bei Vimeo.

Deiner Meinung nach, wie verhält es sich eigentlich mit Creative Commons und Qualität. Ist Creative Commons das Urheberrecht der Amateure für Inhalte zweiter Klasse?

Ich hab früher über Musik gebloggt und da war es unter Kollegen ein Running Gag, mal schnell noch einen guten CC-Song zu suchen. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Bei Bildern, sah es nicht anders aus. Aber da hat sich vor allem in den letzten anderthalb Jahren erstaunliches getan. Immer mehr professionelle Fotografen verstehen, dass sie keine finanziellen Nachteile haben, wenn sie ihre Werke unter CC stellen. Im Gegenteil, CC-lizenzierte Bilder, werden häufiger gefavt und geteilt. Das ist ein mehr an Aufmerksamkeit, das sich für selbstständige, professionelle Fotografen offensichtlich lohnt. In der Konsequenz stehen immer bessere Bilder unter Creative Commons.

Inzwischen würde ich sogar sagen, dass das kleine Häkchen bei Creative Commons in der Flickr-Suche gleichzeitig ein Qualitätsfilter ist. Während die normale Suche unzählige irre hyperrealistische und übersättigte Bilder liefert, findet man mit aktivierter Creative-Commons-Suche auf so vielen Ebenen spannendere Bilder. Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei Musik und anderen Werken inzwischen ähnlich aussieht. Das Free Music Archive ist da ein gutes Beispiel.

Was ist Deine liebste Quelle für Creative-Commons-lizenzierte Inhalte?

Da ich hauptsächlich visuell arbeite, in erster Linie Flickr. Da ist die Masse an CC-Bildinhalten und da findet man eher das gesuchte Motiv, vor allem auch dank der integrierten CC-Suche. Dann bin ich kürzlich auf ein kleines, spannendes Fotoblog von ooomf gestoßen. Auf Unsplash veröffentlichen sie regelmäßig 10 Bilder, die es qualitätiv locker mit den besseren Stock Image-Anbietern aufnehmen können, alles unter der Creative-Commons-Zero-Lizenz.

Wenn ich dann selten auch mal den Sound für eine Animation machen muss, bin ich immer unheimlich von Freesound begeistert. Habe selten eine freundlichere und gleichzeitig hilfsbereitere Community gesehen. Die Qualität der Sounds ist unglaublich. Die Suche über Tags und die eingebundenen Player super komfortabel.

10. Dezember 2013 von redaktioncc
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