Sven Fund von De Gruyter: „Großer Bedarf für Creative Commons“

Wer sind eigentlich die Leute, die Inhalte unter Creative Commons veröffentlichen oder diese Inhalte nutzen? Und warum tun sie es? Eine Serie. Dieses Mal: Sven Fund, Geschäftsführer des Wissenschaftsverlags De Gruyter, einem der führenden Open-Access-Verlage.

Sven Fund (Foto: Annette Koroll)

Sven Fund (Foto: Annette Koroll)

Sie sind einer der Geschäftsführer des Wissenschaftsverlags de Gruyter. Was genau machen Sie da eigentlich?

De Gruyter hat 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da gibt es jeden Tag eine Menge zu tun. Neben der allgemeinen Steuerung des Unternehmens verantworte ich direkt die Bereiche Marketing, Vertrieb, Personal und den vor zweieinhalb Jahren erworbenen Bereich Open Access. Da wir Büros in Berlin, München, Basel, Boston und Beijing haben und ich häufig Kunden und Partner besuche, bin ich recht viel unterwegs.

De Gruyter veröffentlicht auch Bücher und Zeitschriften „Open Access“, das heißt in der Regel unter Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen – warum?

Open Access hat sich in den vergangenen Jahren zu einer wesentlichen Form des wissenschaftlichen Publizierens entwickelt, und wir haben rasch darauf reagiert, indem wir dieses Modell als ein verlegerisches Geschäftsmodell anbieten. Wir entsprechen damit dem Bedürfnis einer wachsenden Zahl von Wissenschaftsorganisationen und Wissenschaftlern, veröffentlichte Inhalte sofort elektronisch verfügbar zu machen.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell bei den Open-Access-Zeitschriften?

Wir bieten ein Gold Open Access-Modell an, das heißt der Publikationsprozess wird vom Autor – in den allermeisten Fällen natürlich von seiner Forschungseinrichtung – bezahlt und nicht mehr von Bibliotheken oder Lesern. Wir bieten Open Access in dieser Form übrigens nicht nur für Zeitschriften, sondern auch für Bücher an – was von hoher Bedeutung für einen Verlag wie De Gruyter ist, der jährlich rund 1.300 Novitäten publiziert und in den noch immer primär buchorientierten Geistes- und Sozialwissenschaften einen großen Teil seiner Erlöse erwirtschaftet.

Welche Creative-Commons-Lizenzmodule setzen Sie dabei ein?

Wir haben uns bereits vor einer Weile entschieden, als Lizenzrahmen CC-BY-NC-ND als Minimum einzuführen. Wir sind überzeugt, dass dieser Standard die Interessen von Autoren und Nutzern gut ausgleicht. Natürlich wissen wir, dass einige Forschungsfinanziers in der Welt liberalere Lizenzmodule wünschen oder vorschreiben. Diese setzen wir auf Wunsch gern um, schließlich möchten wir unseren Kunden das Publizieren erleichtern und nicht durch starre Rahmenbedingungen verkomplizieren.

Gehört Creative Commons in der Wissenschaft die Zukunft?

Ja, es gibt großen Bedarf für einen Lizenztypus, der als internationaler Standard weniger Diskussionen zwischen allen Beteiligten erfordert. Gerade Wissenschaftsverlage operieren international und das Internet ist weitgehend grenzenlos, da sind nationalstaatlich organisierte Urheberrechte immer weniger sinnvoll.

Nutzen Sie selbst auch Creative-Commons-Inhalte und falls ja, was ist Ihre bevorzugte Quelle dafür?

Ja, ich nutze CC-Inhalte aus verschiedenen Quellen und setze sie beispielsweise auch in einer Lehrveranstaltung ein.

08. Mai 2014 von redaktioncc
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